Ein Literatur- und Kunstblog rund um Flucht und Asyl

Danke, Ute Bock

Von David Jarju

Danke, dass es dich gibt,
Verein Ute Bock,
Du bist das Licht für uns
Ausländer, Zuwanderer und Asylwerber
Wie viele Kinder hast du an deiner Seite?
Alle warten auf deine Hilfe.
Du hast für uns alles getan,
damit wir nicht traurig sind.

Danke, dass es dich gibt.
Es ist nicht leicht,
eine kleine Familie zu haben –
Du hast eine große Familie
aus verschiedenen Ländern
Besser gesagt, eine internationale Familie.
du hilfst auch deinen eigenen Landsleuten
so wie den Ausländern, Zuwanderern und Asylwerbern.

Wenn wir hungrig sind
bist du für uns da und gibst uns zu essen
Wenn wir durstig sind
hast du uns Wasser gegeben
Wenn wir obdachlos sind
hast du ein Haus und ein Bett für uns.
Du hast Kurse für uns,
damit wir etwas lernen.

Danke, dass es dich gibt
Vor Gericht stehst du neben uns
Keiner ist wie du
Wie wäre es, wenn viele das machen würden wie du?
Ich bin sicher, dann wäre alles leichter.

Danke, dass es dich gibt
Ich habe kein Gold und kein Silber
um dir zu helfen,
weil ich selbst ein Opfer bin
und von dir Unterstützung brauche
alles, was ich sagen kann ist:
Danke, danke, für Ihre Hilfe!
Gott sei mit dir! Amen.

Wie ich mich fühle

Von David Jarju

Manchmal wäre es gut
wenn die Asylgegner sich als Asylwerber fühlten
dann wüssten sie wie gut oder schlecht
wir Asylwerber leben.

Es wäre auch gut, wenn mächtige Menschen wie Politiker
einmal hinter Gittern säßen
so wie die Asylanten
dann wüssten sie wie gut oder schlecht sie leben
Das ganze Leben unter Kontrolle
du kannst nichts anderes machen als
essen, trinken und schlafen
jeden Tag ist es gleich
Wer fühlen kann, weiß ganz genau wie das ist

Ich habe versucht wie ich Deutsch lernen könnte
Gott sei Dank gibt es den Verein UteBock
der den Asylanten hilft
da habe ich eine geduldige Lehrerin,
die viel Zeit für uns hat, uns Deutsch beizubringen
Jetzt kann ich auch Deutsch lesen und schreiben
Ich fühle mich wohl, dass ich das nun kann,
das macht mir viel Spaß.

Viele Leute reden über Asylanten nur schlecht
Das sind Leute, die keine Ahnung haben
wie schwer für Asylanten das Leben ist
Es ist wirklich ein hartes Leben als Asylwerber.

Asylwerber ist der schlechteste Beruf,
den man im Leben haben kann.

Asylwerber werden nicht beachtet
man schaut durch dich hindurch
wenn du auf der Straße gehst
wenn du einkaufen gehst
Als Asylwerber bist du das Thema, das viele, auch Politiker,
am runden Tisch diskutieren
sie wollen dir das Leben schwer machen
du bist einfach ein schlechter Mensch
in ihren Augen
besser gesagt, du bist ein Krimineller.

Der Schmerz, den Asylanten spüren, ist oft sehr stark
– wenn man kämpft und verliert
– wenn ein Politiker in den Wahlkampf geht und verliert
– wenn ein Schüler eine Prüfung macht und eine schlechte Note bekommt

In meinem Inneren sehe ich und fühle ich die Buchstaben
ASYLWERBER:

A – Ausländer müssen raus
S – Schubhaft ist deine Wohnung
Y – Yoga musst du machen und über dein Leben nachdenken
L – Lernen darfst du nicht
W – weg musst du von deinem Vaterland
E – Egal, was du von ihnen erwartest, du bist ein Zuwanderer
R – Rassismus wirst du immer fühlen, so lange du bei uns bist
B – Bleiberecht darfst du nicht bekommen
E – im Exil bist du bei uns und musst du immer bleiben
R – Raus! Wir wollen nichts von dir wissen.

Alles, was da mit den Buchstaben „Asylwerber“ steht, hört man oft und sieht man auf Plakaten und Wänden geschrieben.
Es ist wirklich schwer für die Asylanten.

Nimm mein Bild

Von David Jarju

David Jarju

David Jarju

Nimm mein Bild –
ich habe ein lachendes Gesicht
was ihr von mir seht
ist nichts Falsches
ich meine es ernst
das ist mein richtiges Gesicht

Die Schwierigkeit ist meine Nachbarin
Ich bin gewöhnt, mit ihr zu leben
egal, was ihr über mich denkt
meine weißen Zähne werdet ihr trotzdem immer sehen
das ist das wahre afrikanische Bild

Zurück werde ich nicht gehen
vorwärts ist mein Ziel!
Es ist der Weg zu meinem Leben
um mein Bild zu behalten

Ihr versucht, mir mein Lächeln wegzunehmen
aber das kommt nicht von mir
das ist ein Geschenk Gottes.
Ich habe wenig und kann viel lachen
ihr habt genug und könnt nicht viel lachen.
Wie wäre es, wenn ihr in meiner Lage wärt?

Die Hoffnung ist mein Zwillingsbruder
Er gibt mir die Kraft, weiterzuleben
Ich nehme die Zeit wie sie ist
um mein Glück zu machen
So lange ich lebe
gibt es noch Hoffnung
Nimm mein Bild und
vergiss die Schwierigkeiten
das Leben ist ein Kreis
und es wird besser
Lacht doch, meine Brüder,
lacht doch, meine Schwestern!

Oma Erde und ihre Kinder

Von David Jarju

OMA ERDE, weißt du, was deine Kinder machen?
Sie gehen auseinander
und reden nicht mehr miteinander,
aus Hass und um die Besten zu sein
geben sie sich Namen:
die erste, zweite und dritte Welt.
Besser kennen wir ihre Namen so:
Afrika, Australien, Asien, Nord- und Südamerika, Europa.

MAMA AFRIKA hat zu mir gesagt:
Mein Enkel aus meinem Land Gambia
Geh nicht weg von mir!
Ich habe viele Geschwister,
aber sie wollen nicht wissen oder sehen,
was für Kinder und Enkel ich habe.
Nur wegen meiner afrikanischen Hautfarbe
haben sie mich von Anfang an bekämpft
sie haben mich zum Sklaven gemacht
sie haben mir Gewalt angetan und
mich vergewaltigt.
Ohne Schwierigkeiten haben sie bei mir gewohnt.
Sie haben mir viele Probleme gebracht,
zum Beispiel die Apartheid in Südafrika.
Bis heute schicken sie Waffen, damit
meine Enkel gegeneinander kämpfen.

Ich habe keine einzige offizielle afrikanische Sprache.
Alle Sprachen, die ich heute in der Schule lerne,
kommen von meiner SCHWESTER EUROPA,
und zwar Englisch, Französisch, Portugiesisch, Spanisch und Deutsch.
Aber ich, Mama Afrika, ich verstehe euch!
Ich habe die Schwestern lieb
Ich schaue nicht auf Farben oder Nationalitäten,
sonst hättet Ihr nicht bei mir wohnen können –
und Ihr wohnt immer noch bei mir.

Mama EUROPA hat vergessen, dass sie eine Schwester hat
und die heißt AFRIKA
Mama Europa weiß nicht mehr,
dass Afrika seine eigenen Sprachen hat
Mama Europa kann sich nicht mehr erinnern,
dass die Afrikaner Jahrhunderte lang
ohne Bezahlung für sie gearbeitet haben.

Mama Europa hat vergessen,
dass sie ohne Einladung oder Visum in Afrika war
und die meisten von ihren Enkeln bis heute in Afrika leben
ohne Probleme zu haben.
Alles war damals für Mama Europa einfach –
und was macht sie jetzt?
Sie macht Afrika nichts als Schwierigkeiten!

Als ich zu Mama Europa gekommen bin,
bin ich bei Tante Österreich gelandet.
Ich habe nichts als Probleme gehabt:
vier Jahre ohne Beruf
vier Jahre ohne Arbeit zu finden
vier Jahre ohne eine richtige Ausbildung zu machen.
Alles muss ich ohne Hilfe selbst schaffen!
Wie kann das sein?
Ich habe das gleiche Blut
und ich bin auch ein Mensch wie jeder von euch!

MAMA AFRIKA
es tut mir sehr leid,
dass ich nicht auf dich gehört habe.
Ich bin bei meiner TANTE
ÖSTERREICH.
Ich habe viel gesehen
und nur Schwierigkeiten gehabt.
Ich kann nicht mehr lachen,
aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Ich sehne mich nach dir, Mama AFRIKA,
Ich will zurück zu deinem Kind GAMBIA,
der lächelnden Küste Westafrikas.

Hilfe

Von David Jarju

Ich rufe laut: „Hilfe!“
aber niemand hört auf meine Stimme
Mein Schmerz wächst jeden Tag mehr
Ich habe Hunger
Ich habe Durst
Ich vermisse meine Familie

Ich lebe in einem Kreis
voll mit Gesetzen
Ich versuche, den richtigen Weg zu gehen
aber alleine schaffe ich das nicht
Ich suche jemanden, der mir helfen kann,
dass es gut geht mit den Gesetzen
aber keiner hört meine Stimme

Ich laufe auf die Straße
Die Straße ist voll mit kleinen Nadeln
Ich habe Angst, weiterzugehen
weil die großen Nadeln vorne stehen
Viele von meinen Brüdern sind
durch sie gestorben ohne Schuld
Ich habe immer Angst

Ich rufe noch einmal
mit noch stärkerer Stimme:
„Zuwanderer und Asylwerber
brauchen Ihre Hilfe
Inländer, lasst uns bitte nicht
alleine stehen!“

Achtung! Ich bin ein Schwarzafrikaner!
In euren Augen bin ich einer von keinen.
Ihr habt mir viele Namen gegeben:
Bimbo, Schwarzer, Dunkelhautfarbiger und Neger.
Mit allen diesen Namen habt ihr mich negativ benannt.

Achtung! Ich bin kein Räuber.
Ich bin nur hierher gekommen,
um ein besseres Leben zu finden.
Ihr habt die Schlüssel,
öffnet mir die Tür
und lasst mich rein!
Lasst mich nicht allein,
das Problem zu lösen.
Flucht ist nie freiwillig.

Achtung! Afrika ist meine Heimat.
Das Land, das ich über alles liebe.
Afrika ist noch eine junge Frau
Afrika wächst auf
und ihr werdet uns brauchen.

Ich bin Ausländer

Von David Jarju

– Ich bin Ausländer
Deswegen wollen Inländer nichts mit mir zu tun haben.
– Ich bin Asylwerber.
Die Bürger wollen nicht
mit mir ihre Freizeit verbringen
– Ich bin ein Schwarzafrikaner.
Alles, was schlimm ist
gehört zu den dunkelhäutigen Männern.
– Wo ist die Liebe,
von der wir jeden Tag reden?
– Gib mir die Hand
und sag wir sind alle gleich,
es ist unmöglich, die Leute zu vergleichen.
Überall gibt es gute und schlechte Menschen.

Editorial

Von admin

Beim Deutschkurs des Vereins Ute Bock in Wien regte die engagierte Lehrerin Regine Kappeler die StudentInnen an, doch einmal selbst ein Gedicht zu schreiben. Der erste, der die Anregung aufnahm, war David Jarju aus Gambia. In kurzer Zeit schrieb er eine ganze Reihe von Gedichten in deutscher Sprache. Er hatte nie zuvor welche geschrieben, auch nicht in seiner Heimat.

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